April 26, 2023

BAUSTOFFPREISE – WIE GEHT’S WEITER?

EINE EINORDNUNG VON ERWIN STANG, GESCHÄFTSFÜHRER BEIM BAUSTOFFLIEFERANTEN STANG IN GMUND

Blickt man in die Statistik, so haben sich die Preise für Baustoffe im letzten Jahr teilweise verdoppelt. Wie soll das weitergehen?

Es geht weiter! Aber es wird erstmal einen kleinen Dämpfer im Baubereich geben. Davon gehen wir hier im Haus und in unserem Verband „Eurobaustoff“, Europas größter Einkaufskooperation mittelständischer Großhändler, aus.

Welche Merkmale nehmen Sie wahr?

In kleinen Dingen ist schon spürbar, dass die Aufträge zögerlicher kommen. Einfamilienhäuser werden nicht gebaut, weil die Finanzierung nicht zustande kommt oder man sich doch nicht mehr traut. Bauvorhaben vom Staat werden hinausgeschoben, bis sich die Lage stabilisiert. Aber, und darum spreche ich von einem „kleinen Dämpfer“: Die Preise für Baustoffe werden darum nicht weiter steigen. Die Lager der Baustoffhändler und Handwerker sind prall gefüllt, die Verfügbarkeit von Material wird wieder deutlich besser werden und das wird sich auch auf den Preis auswirken.

Das heißt, die Preise gehen nun wieder runter, man muss nur etwas abwarten?

Es ist nicht ganz einschätzbar, wie sich die Preise von energieintensiven Produkten entwickeln. Wenn die Gaslieferungen durch den Ukrainekonflikt nicht gestoppt werden, wird sich der Markt beruhigen. Sollte der Stopp kommen, ist die Lage ohnehin fatal. Aber wir gehen davon nicht aus. Darum nehme ich an, dass sich die Preise insgesamt auf einem erträglichen Niveau einpendeln.

Die Erzeugerpreise für Baustoffe wie Holz oder Stahl stiegen deutlich. Wie schaut es da aus?

Bei Stahl sind wir bereits über den Peak hinweg, die Preise von Baustahl haben sich stabilisiert. Verzinkter Stahl, der zum Beispiel in Trockenbauprofilen verarbeitet ist, ist noch nicht ganz am Ende der Steigerungsrate angekommen. Bei Bauholz ist der Preis schon Ende 2021 deutlich gefallen. Ich glaube nicht, dass es nochmal einen Einbruch gibt und es wird auch keine eklatanten Steigerungen nach oben geben. Das sehe ich auch bei Beton so. Die Warenverfügbarkeit war ein Thema, als durch die Pandemie die Lieferketten unterbrochen waren. Wenn wir über die Baustoffproduktion sprechen, so ist das nicht mehr relevant. Die Produktion befindet sich in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Der Auftragsvorlauf ist wieder in einem vertretbaren Rahmen.

Sie klingen recht optimistisch. Gibt es doch Sorgen, die Sie haben?

Wir müssen auf die Realität blicken. Ich gehe davon aus, dass wir im Bereich von Neubauten eine Delle in der Entwicklung bekommen. Ob die sich in der Metropolregion München so zeigt, in der wir einen gigantisch hohen Bedarf an Wohnungen haben, ist offen. Aber selbst wenn hier weniger gebaut würde, würde das Kapazitäten freisetzen, die wir brauchen, um Bestandshäuser zu ertüchtigen. Das ist ein großer Markt und eine unbedingte Notwendigkeit im Energiebereich. Hier kann uns nur die Bürokratie zu einem Nadelöhr werden. Die Vorgaben müssen realistisch eingeordnet werden. Nicht alles, was wir fördern, ist sinnvoll. Erste Aufgabe ist das Energiesparen, nicht mit unrealistischen Maßnahmen übertreiben. Wir beraten hierzu gerne, was im jeweiligen Gebäude Sinn macht!

<info>Erwin Stang, Jahrgang 1973, ist in der Geschäftsführung des Familienbetriebs. Stang ist einer der großen Baustoffhändler in der Region München. www.stangs.de<info>

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